Mittwoch, 31. Dezember 2014

Oh Du Fröhliche...

Alle Jahre wieder anderthalb Monate Ausnahmezustand in der westlichlichen Konsumgesellschaft. Milliarden Asiaten beispielsweise geht Weihmachten am Arsch vorbei. Das Jahr geht dem Ende zu: Familienväter und -mütter sind im Dauerstreß und Kinder schlachten ihre Sparschweine oder fangen an kreativ zu werden. Der Einzelhandel feiert Weihnachten seit August, zumindest was die Auslage und das Angebot anbelangt, und reibt sich in freudiger Erwartung die Hände goldig. Und der Bürger? Ist dem anerzogenen Gruppenzwang ausgesetzt, und nur die Wenigsten haben den Mut "Nein!" zu sagen. Nein zu diesem alljährlichen Wahnsinn. Doch woher kommt er?

Das, was wir erleben, ist nicht älter als die Geschichte des Kaufhauses, des modernen Einzelhandels; und nachvollziehbar. Es geht um Profit, um Geld, um viel Geld - und das wollen wir alle!

Doch wieso ausgerechnet im Dezember? Da sind die Katholiken Schuld! Okay, nicht die, sondern deren Vorfahren: die frühen Christen, also nicht die ganz Frühen, sondern genauer: die Römer! Beziehungsweise ein Römer, Kaiser Konstantin! Der hat das Christentum zur Staatsreligion erklären lassen. Warum? Christen waren "in"! In einer Schlacht gegen die Barbaren, also unsere Vorfahren, malte Konstantin die Christusmonogramme auf die Schilde und Fahnen der Legionäre und verkündete: "Unter diesem Zeichen werdet ihr siegen!". Die Jungs habens geglaubt und der Glaube... wir wissen wozu der fähig ist. Zumindest hat es funktioniert - sie siegten. Zudem legte er den Grundstein für das Gottesgnadentum auf das sich alle späteren Herrscher Europas beriefen, um ihre Existenz zu rechtfertigen und zu untermauern. Konstantin war bestimmt kein Christ, dafür war er zu intelligent. Und doch mischten sich mit der Angst vor dem Tod die Zweifel. Er machte sich Sorgen um sein Seelenheil und, um auf Nummer sicher zu gehen, ließ er sich doch noch taufen. Auf dem Sterbebett! Sicher ist sicher! Schließlich versprachen diese Christen ein Paradies. Das klang verheißungsvoller, als den Rest der Ewigkeit im Orcus Gespensterparty ohne Partymucke zu spielen.

Das Christentum wurde Staatsreligion und eine gewisse Ordnung mußte her. Die wurde auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 hergestellt und gilt bis heute!

Die frisch gebackenen Kirchenfürsten mußten sich den Kopf darüber zerbrechen, wie das Kirchenjahr mit seinen hohen Feiertagen in Zukunft aussehen soll.

Die frühen Christen feierten lediglich den Todestag ihres Messias, für den Geburtstag interessierte sich keiner. Darum ist der auch nicht überliefert. Auf jeden Fall nach den Iden des März. Die hatte sich vorher Julius Cäsar reservieren lassen - für seine Abdankung.

Frühling paßte prima! Da waren die Leute, sogar die Barbaren jenseits des Limes, immer in Feierlaune! Da fanden die Frühlingsfeste statt! Das Erwachen der Natur. Genial, dachten die Priester. Nur? Wann wurde er dann ans Kreuz getackert? Wann wollen wir das feiern? Eigentlich passen die Frühlingsfeste viel besser zur Legende der Auferstehung. Die Natur erwacht da ja auch wieder... Die einfachen Menschen werden dadurch viel einfacher zu indoktrinieren sein. Okay, dann feiern wir da die Kreuzigung und Auferstehung und nennen das Ganze...hm...Ostern!

Und sein Geburtstag? Gute Frage, vielleicht zur Sommersonnenwende? Zur Zeit Konstantins hatte im römischen Reich der Sonnenkult Hochkonjunktur. Da paßte es doch auf Altbewährtes zurückzugreifen und dem ganzen eine neue Bedeutung zu verpassen. Also Sonnenwendfeiern. Da machen die Leute sowieso Party. Schon, aber da haben die auch viel Arbeit. Die Tage sind lang, die Menschen arbeiten viel, sind auf Reisen und verkaufen ihre Güter und ihr Vieh, die Erntezeit... Wie wärs mit der Wintersonnenwende? Da machen gerade die Barbaren im Norden immer ein Riesenspektakel draus. Und Zeit hätten sie dann auch genug. Zeit für "Besinnlichkeit", Adventszeit!

Alle waren einverstanden, aus Jesus wurde ein Steinbock, und unseren Vorfahren die höchsten Feiertage versaut. Gut, das ahnten die noch nicht. Dafür traf sie die neue Erkenntnis, wie ein Schlag (vielleicht kommt der Spruch daher?), als Karl der Große mit seinen Franken und Bonifatius mit dem Kreuz in der Faust den germanischen Stämmen das Christentum einbläuten.

Auf ein fröhliches 2015!

Euer Wotan ;o)